Heidelberg: Sollen hier Gäste bedient oder Autos geparkt werden? - Nachrichten aus Heidelberg - RNZ

2021-11-05 03:34:45 By : Mr. Darren Liu

Einige Altstädter stören sich an der Außenbestuhlung des "Weißen Bocks" am Heumarkt.

Rund um den Sume-Brunnen auf dem Heumarkt hat der „Weiße Bock“ Tische und Stühle aufgestellt. Doch vor 17 Uhr werden sie nicht genutzt. Foto: Philipp Rothe

Heidelberger. Überall im Heidelberger Stadtgebiet stehen im Umfeld von Restaurants und Kneipen Stühlen und Tische auf der Straße oder den öffentlichen Plätzen. Doch dass die Stadt die Bestimmungen für die Außenbewirtschaftung liberalisiert hat, um den von der Corona-Krise besonders gebeutelten Gastwirten entgegenzukommen, stößt nicht bei allen auf Zustimmung. Das zeigt das Beispiel Heumarkt in der Altstadt.

Bereits die Bürgerinitiative hatte "Leben in der Altstadt" kritisiert, dass das Restaurant "Weißer Bock" die Fläche rund um den Sume-Brunnen für seine Außenbestuhlung nutzt. Nun bläst RNZ-Leser Dieter Strommenger in dasselbe Horn: "Den Gastronomen obliegt die Pflicht, der Bürgerschaft ihre Plätze nicht unnötigerweise zu entziehen." Besonders ärgert sich Strommenger, dass der "Weiße Bock" sterben Tische und Stühle Abends nicht zusammenräumt und Somit Kindern und Familien am nächsten Morgen

Jürgen Merz, Betreiber des "Weißen Bocks" kann die Aufregung nicht verstehen. Seit 18 Jahren nutzt er sein Restaurant den Heumarkt. Nach dem ersten Corona-Lockdown habe ihm die Stadt erlaubt, seine Außenbewirtschaftung dort noch weiter auszudehnen. "Wenn wir dort nicht bestuhlen, parken dort ständig Autos", sagt Merz und schickt zwei Fotos per Mail, die das belegen. "Das ist doch kein schöner Anblick." Er sei der Stadt dankbar, dass seine Gäste nicht dicht gedrängt beieinander sitzen müssen.

„Auf dem Platz sitzen nur Abende von 17 bis 23 Uhr Gäste – und nur bei schönem Wetter“, so Merz. Während der Schließzeiten seiner Restaurants, auch sonntags den ganzen Tag über, dürfe sich jeder, der wolle, an den zwölf Tischen niederlassen und dort auch sein mitgebrachtes Vesper verzehren. "Ich hätte doch auch gar keinen Platz, wo ich die Stühle stapeln könnte", begründet der Restaurantbetreiber, warum er das Ganze nachts nicht einfach wegräumt: "Das würde außerdem viel Lärm machen und die Anwohner in ihrer Nachtruhe stören." Stattdessen ziehe er es vor, nachts um 23 Uhr still und leise die Tischdecken herunterzuziehen und die Stühle an den Tischen anzuketten.

Die Anzahl der Leute, sterben den Sume-Brunnen nutzten, sei ohnehin gering, glaubt Merz. Zumal das Wasser niemals ausgetauscht werde und sich dort auch allerhand Unhygienisch – vom Taubenkot bis zu den Hinterlassenschaften von Partynächten – sammeln can. Nicht zuletzt betont Merz auch, dass er 30 bis 35 Mitarbeiter habe. Auch mit der Außenbestuhlung sorge er für sichere Arbeitsplätze.

Unterstützung bekommt Merz von der Stadtverwaltung. Die Außenbestuhlung auf öffentlicher Fläche werde grundsätzlich erlaubt, WENN Rettungs- und Fluchtwege frei geblieben sind und der Fußgängerverkehr nicht über Gebühren beeinträchtigt wurde, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage der RNZ. Generell dürften Tische und Stühle nachts bleiben bleiben, wenn der Verkehr reibungslos fließen kann. Damit wolle man den Wirten nicht nur unnötigen Aufwand ersparen. Sie hätten schlicht auch oft keine freien Lagerkapazitäten.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) habe die Stadt wegen ihrer liberaleren Politik ausdrücklich gelobt, so der Stadtsprecher weiter. Und der Gemeinderat habe in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien noch einmal beschlossen, die Lockerungen aufrechtzuerhalten. Keine Rolle habe dabei gespielt, dass dadurch auch vielerorts das Wildparken verhindert wird.

Guter Journalismus kostet Geld. Deshalb bietet die RNZ das RNZonline-Abo an. Qualität ist unser Markenzeichen.