Dass Frauen in Museen landen, ist ein gutes Zeichen

2021-12-13 10:17:17 By : Ms. kacy zhang

Das Alpinmuseum in Bern zollt den Frauen Tribut: Zu sehen sind elegante Skihosen aus den 30er Jahren, Daunenschuhe aus den 80er Jahren und Videos aus der Gegenwart, die weit in eine vielversprechende Zukunft strahlen.

Die Zukunft hat mit Geschichte zu tun. Wieso den? Denn wir gestalten die Gegenwart aus Erfahrungen der Vergangenheit – und die Zukunft entsteht aus der Gegenwart.

Eine Tatsache, die sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene gilt. Vor diesem Hintergrund gibt es ein Problem, das Frauen betrifft: Sie fehlen oft in der Geschichte. Vor allem in jenen Bereichen der Gesellschaft, die von Männern geprägt sind.

Ein Problem, das die US-Amerikanerin Lynn Hill, die beste Klettererin des 20. Jahrhunderts, einmal in einem einzigen Satz zusammengefasst hat, als ich sie bei einem Klettertreffen in China interviewte.

Sie saß mir gegenüber an einem Plastiktisch, neben uns schreienden Kindern, über uns eine Neonlampe, als sie mich mit stechend blauen Augen ansah und im Ton einer Angeklagten sagte: „Wie fängt man an, Geschichte zu schreiben ohne? eine Grundlage für das, was getan wurde? » Auf Deutsch: Wie willst du Geschichte schreiben, wenn du nicht weißt, was vorher passiert ist?

Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Auch als Bergsteigerin mit Hang zum Reisen abseits ausgetretener Pfade greift sie in ihrer Arbeit Themen auf, die ihr bei Streifzügen in die Alpen, in die Berge der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.

Ihre Empörung war berechtigt. Sie selbst hat es in die Geschichtsbücher des Bergsteigens geschafft, ihre Vorgänger oft nicht.

So ist es in den USA und auch in der Schweiz: Pioniere in Fels und Eis verschwanden allzu oft im Ozean der Vergessenheit. Sei es, weil sie unter männlichen Pseudonymen veröffentlichten, von Alpenvereinen ausgeschlossen wurden oder ihre Dienste einfach nicht wahrgenommen wurden.

Doch genau das will das Schweizerische Alpenmuseum in Bern ändern. Was die Verantwortlichen in ihrer Sammlung durchkämmten. Denn was viele nicht wissen:

Das Museum zeigt nicht nur wechselnde Ausstellungen, sondern hält auch eine ständig wachsende Sammlung zur Geschichte der Berge. Es enthält zum Beispiel 400.000 Fotografien, 1.000 handschriftliche Notizen, 1.500 Ausrüstungsgegenstände oder 7.600 Karten.

In diesem gesammelten Berg suchten die Verantwortlichen nach Spuren von Frauen und brachten sie ans Licht. Entstanden ist das «Lost and Found Office for Memories № 2 - Women on the Mountain». Eine kleine, feine Ausstellung, die Geschichte zum Anfassen präsentiert.

Bei meinem Besuch letzte Woche hielt ich zum Beispiel eine Thermosflasche von 1945 in der Hand, überprüfte das Gewicht von Daunenstiefeln aus den 1980er Jahren und entdeckte elegante Skihosen aus dunkelblauem Filz von 1930. Die hätte ich gerne anprobiert letzteres und fragen Sie nach dem Preis.

Gleichzeitig spannt die Ausstellung das gesamte Spektrum bis in die Gegenwart. Einerseits können Besucher ihre eigenen Geschichten in die Sammlung einbringen. Andererseits erzählen zehn zeitgenössische Frauen auf Bildschirmen von ihrem Bergleben.

Ich bin eine dieser zehn Frauen – und eine meiner Kameras ist jetzt auch – als „Sammelobjekt“ – vor Ort. Was eine große Ehre und zugleich ein seltsames Gefühl ist: Als Teil einer Sammlung in einem Museum zu landen, fühlt sich ein bisschen an, als würde man bald ein Teil der Geschichte werden.

Was nicht so falsch ist, ist, dass wir in Zukunft alle Geschichte sein werden. In der Gegenwart liegt es jedoch an uns, diese Zukunft zu gestalten. Zum Beispiel mit einer Ausstellung wie der in Bern, die genau das tut, was Lynn Hill wollte: zeigen, was heute getan wurde, um den Grundstein für morgen zu legen.

Insofern empfehle ich: Alpinisten, Wanderer, Kletterer - gehen Sie zum Fundbüro in Bern für Erinnerungen. Staunen Sie über Geschichte, feiern Sie die Gegenwart – und schreiben Sie so die Zukunft.

Die Ausstellung «Lost and Found Office No. 2 - Women on the Mountain» im Alpinmuseum Bern läuft bis Oktober 2023.

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