Andreas Diefenbachs fotografiert in der Republik Moldau

2022-08-08 03:30:38 By : Ms. Lynn Huang

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Im Laufe von mehr als zehn Jahren hat Andrea Diefenbach immer wieder in Dörfern der Republik Moldau fotografiert. Nun ist ein wunderbarer Bildband erschienen.

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E s war zehn nach zehn, als Andrea Diefenbach eines Festes wegen in Cirpesti die Schule besuchte. So zumindest zeigt es die Wanduhr auf ihrer Fotografie. Neben der Uhr steht eine Standarte mit der Fahne der Republik Moldau. Und unter der Uhr sitzen zwei Frauen hinter einem Empfangstisch auf Klappstühlen, die aussehen wie aus einem Kinosaal geschraubt. Weil sich neben den beiden Frauen eine Flucht leerer Räume öffnet, wirkt es, als wollten sie gleich nach einer Eintrittskarte fragen oder gar nach dem Pass. Aber so sei es nicht gewesen, sagt Andrea Diefenbach. Die beiden hätten dort gesessen, weil eben dort die Stühle standen. Was nichts daran ändert, dass sie durch ihre Haltung und den ernsten, ein wenig erschöpft wirkenden Blick den Eindruck erwecken, sie behüteten etwas. Vielleicht schon immer. Womöglich für immer. Und dann denkt man unwillkürlich an Kafka und das Gesetz und denkt auch, dass es gar nicht zehn nach zehn gewesen sein muss, sondern die Uhr stehen geblieben sein könnte, so wie man in der Republik Moldau immer wieder glaubt, die Zeit sei dort überhaupt stehen geblieben.

Zehn Mal hat Andrea Diefenbach im Laufe der vergangenen vierzehn Jahre das Land besucht. Für eine Reportage zunächst, in der sie über Dörfer berichtete, in denen es nur Großeltern und deren Enkel gab, weil die mittlere Generation nach Italien gegangen war, um dort Geld zu verdienen. Dann verliebte sie sich in das Land und seine Menschen und fuhr in den Sommern jeweils für ein, zwei Wochen durch die Provinz. Einfach nur auf der Suche nach Bildern. In der Zeit ist viel passiert. Die Kommunisten wurden abgesetzt. Das Volk hoffte auf eine proeuropäische Politik. Dann übernahmen Oligarchen das Ruder. Irgendwann schloss man ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Der Premierminister wurde verhaftet. In der Regierung verschwanden Milliardenbeträge. Und mancher Politiker fand sich auf internationalen Fahndungslisten wieder. Ständig kam es zu Neuwahlen. Und weil es immer leichter wurde, einen rumänischen Pass zu erhalten, wurde es immer mehr Bewohnern möglich, sich im Schengenraum frei zu bewegen. So gingen noch mehr Menschen fort, um im Ausland zu arbeiten und Geld in die Dörfer zu schicken.

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Andreas Diefenbachs Fotografien aus der Provinz der Republik Moldau

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Im Laufe von mehr als zehn Jahren hat Andrea Diefenbach immer wieder in Dörfern der Republik Moldau fotografiert. Nun ist ein wunderbarer Bildband erschienen.

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