Bücher, kein Müll: Bücherregal in Stetten dient häufig als Entsorgungsstation - Kernen - Zeitungsverlag Waiblingen

2022-08-27 00:57:49 By : Ms. Jenny Liu

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Viel ist nicht los in der Mittagshitze auf dem Sankt-Pierre-Platz in Stetten – lediglich ein Ort ist hoch frequentiert, lädt Fußgänger zum Verweilen ein und bewegt Radfahrende dazu, eine kurze Pause einzulegen: das öffentliche Bücherregal. An einem schattigen Plätzchen unter einem Baum sitzt Rainer Bozenhardt und erfreut sich der Menschen, die das Regal nutzen.

„Reinlegen, rausnehmen, völlig egal“, beschreibt der 69-Jährige das Prinzip. Er ist ehemaliger Zahnarzt und lebt seit 1983 in Kernen, seit 12 Jahren kümmert er sich um das Bücherregal, das von der Bürgerinitiative ins Leben gerufen wurde. Mit ihm schaut eine weitere Freiwillige regelmäßig vor Ort nach dem Rechten.

Aktuell sei das Regal gut befüllt, es geschehe nur selten, dass einige der Reihen komplett leer sind. Im Gegenteil: „Manchmal stellen die Leute die Bücher zweireihig hinein.“ Da die äußeren Exemplare dann eher den Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, möchte die Bürgerinitiative diese Konstellation eigentlich vermeiden. So schnell wie die Bücher in das Regal gestellt werden, so flink werden sie an manchen Tagen auch wieder herausgenommen – auch in größeren Mengen. Hinter der Mitnahme besonder vieler Bücher vermutet Rainer Bozenhardt Flohmarkt-Verkäufer.

Damit bei dem regen Tauschen weiterhin Ordnung herrscht, kommt der Rentner regelmäßig beim Bücherregal vorbei. „Alle zwei Tage schaue ich hier nach dem Rechten.“ Zwar dürfe sich jede Person etwas nehmen, doch ein paar Spielregeln, die es einzuhalten gilt, gebe es schon. „Das Regal ist keine Entsorgungsstation“, sagt Bozenhardt.

Alte und kaputte Bücher oder aber Fachliteratur, die schon längst nicht mehr aktuell ist, gehörten nicht in das Regal am Sankt-Pierre-Platz. Mit einem Griff zieht der Ehrenamtliche drei Magazine hervor, eines davon ist der Lehrplan für den Schulunterricht aus dem Jahr 2004. „Damit kann niemand mehr etwas anfangen.“ Auch andere Magazine möchte er nicht in dem Regal sehen, „hier sollen ausschließlich Bücher stehen“. Meistens sei das auch der Fall: Die Regeln stehen für alle Stöberer ersichtlich am Überdach des Regals.

Den Lehrplan wirft Rainer Bozenhardt in die Altpapiertonne neben der Gemeinde-Verwaltung, dort darf er als Zuständiger die Papierstücke entsorgen, die nicht ins Regal gehören. Diese Regelung ist mit der Gemeinde abgesprochen und eine Ausnahme. Auch „Bücher mit pornografischem oder gewaltverherrlichendem Inhalt“ dürfen von den Ehrenamtlichen aus dem Regal entfernt und weggeworfen werden. Neben unpassenden Büchern oder Magazinen befinden sich an manchen Tagen aber auch andere Gebrauchsgegenstände vor Ort.

Dass die Bürgerstiftung mit dem Regal einen Ort geschaffen hat, an dem Bücher umsonst mitgenommen werden dürfen, bewegt einige dazu, dort auch alte Spielsachen loszuwerden. „Gestern standen hier Inline-Skates“, erzählt ein Passant.

Rainer Bozenhardt ärgert sich über solche Entsorgungen. „Das ist der falsche Ort dafür.“ Auch ein Sack voller Vorhänge wurde neben dem Regal abgelegt, ein Zettel klebt daran: „Zu verschenken.“ Verständnis für das Verschenken von Gegenständen, die nicht mehr benötigt werden, habe er, doch wünscht sich der Rentner, dass diese vor der eigenen Haustür und nicht auf einem öffentlichen Platz deponiert werden. „Sonst werden es immer mehr.“ Aus der Bücherecke ist nämlich längst eine Kulturecke geworden: Direkt nebenan an der Wand eines Gebäudes hängt ein „Kunstautomat“. Dort können für fünf Euro kleine Malereien regionaler Kunstschaffender erworben werden, die in einer Schachtel verpackt aus dem Automaten kommen – Kunst trifft Literatur am Sankt-Pierre-Platz in Stetten.

Viel ist nicht los in der Mittagshitze auf dem Sankt-Pierre-Platz in Stetten – lediglich ein Ort ist hoch frequentiert, lädt Fußgänger zum Verweilen ein und bewegt Radfahrende dazu, eine kurze Pause einzulegen: das öffentliche Bücherregal. An einem schattigen Plätzchen unter einem Baum sitzt Rainer Bozenhardt und erfreut sich der Menschen, die das Regal nutzen.

„Reinlegen, rausnehmen, völlig egal“, beschreibt der 69-Jährige das Prinzip. Er ist ehemaliger Zahnarzt und lebt seit 1983 in