Wer anders denkt: Exotischer Hausbau aus Rödental - Coburg - Neue Presse Coburg

2021-11-16 15:37:09 By : Ms. Ivy Cheung

Zwei Männer bauen in Rödental Häuser wie von einem anderen Planeten. Die Gebäude sind leicht, flexibel und schnell zu bauen. Die Idee dazu ist so einzigartig wie seine Form.

Rödental - Nummer eins steht. Der innerhalb einer Woche zusammengebaute Prototyp ist fertig. Und was ist es nun, diese weiß-grau-weiße Kiste nach dem Lego-Prinzip, aber nicht Stein für Stein, die jedem Vergleich mit der Filmkulisse einer Marssiedlung in einem Hollywood-Film standhält? „Kein konventioneller Bohrhausbau“, sagt Hamid Farahmand über den Neubau an der Straße „Am Brand“ in der Neustadt Meilschnitz in der Küche des Gebäudes. Zusammen mit Peter Mechtold konzipierte er das weiß-graue Gebäude und machte daraus ein Geschäft. Um die Häuser in Leichtbauweise herzustellen – dazu später mehr – gründeten sie die Firma Space Founder in Rödental. Jetzt führen sie erstmals durch eines ihrer Gebäude, das so viel mehr sein soll als nur ein Haus.

Die elektrisch verriegelte Tür summt ins Schloss, nachdem Mechtold, gelernter Innenarchitekt und Meister seines Fachs, und Farahmand, Inhaber einer Hamburger Immobiliengesellschaft für Ferienanlagen, das Haus betreten haben. Rund zwei Jahre haben die beiden über das Haus nachgedacht, jetzt steht es aus Holz. Auf 85 Quadratmetern finden Kunden alles, was sie täglich brauchen: Küche mit Kochinsel, Wohnzimmer mit TV und Ethanol-Kamin, Schlafzimmer mit Bett und Kleiderschrank, ebenerdige Dusche, WC mit Schiebetür, offenes Bad mit Anschlüssen für Waschmaschine und Trockner sowie ein Eingangsbereich mit Garderobe. Es gibt kaum Türen, aber viel Platz auf kleinem Raum.

Wegen des Bebauungsplans in Meilschnitz musste ein Giebel gebaut werden, sagt Farahmand. So gestalteten sie ihr ursprünglich rundes Haus etwas kantiger. Die Vorlage war fertig und kann nun in nahezu jedem Neubaugebiet in und um Coburg baurechtlich konform aufgestellt werden. Darunter haben sie alle Bereiche des täglichen Lebens um eine sogenannte Wohninsel angeordnet. Der „Wohlfühlcharakter“ inklusive Terrasse und bodentiefen Fenstern mit Blick in die Natur kostet laut Farahmand etwas mehr als 300.000 Euro. Auch günstiger geht es: Auf ihrer Firmenwebsite bieten sie 36 Quadratmeter für 67.500 Euro an. Und auch teurer: Für ein 580 Quadratmeter großes Rundgebäude in Form eines Raumschiffs muss man 2,8 Millionen Euro zahlen (siehe Infokasten).

Der Prototyp in Meilschnitz wird mit Heißluft aus der Decke und Fußbodenheizung beheizt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert Strom. Space-Gründer-Chef Mechtold spricht von einem „Hochenergie-Effizienz-Haus“. Runde Häuser und Lego-Prinzip, wie kommst du auf deine Idee? Sie sind kreative Köpfe, sagen Mechtold und Farahmand. Herkömmliche Hausbauer würden sich überlegen, wie ein Einfamilienhaus umgebaut werden müsste, um eine bestimmte Energiemenge einzusparen, eine bestimmte Menge an Material zu verbrauchen, eine bemessene Fläche abzudecken. Zu umständlich für die beiden Unternehmer. Sie denken an einen neuen Haustyp, so abgerundet.

Vom ersten Gedanken bis zum ersten Haus überlassen sie nichts dem Zufall. Bevor die Handwerker des Unternehmens technische Geräte wie eine Heizung im Haus installierten, war ein Test erforderlich. Es soll zeigen, ob die Holzbauteile wie geplant zusammenpassen. Deshalb errichteten Mitarbeiter zunächst das Gebäude in der Produktionshalle in Rödental. „Der Test musste fehlerfrei sein“, sagt Farahmand über die Steuerung in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Baumarktes an der Mönchrödener Straße. Er war es. Die beiden Geschäftsführer beschäftigen vor Ort Elektriker und Innenausstatter. Fachkräftemangel und Materialprobleme? Du weißt es nicht, sagt Farahmand.

Auch deshalb suchten sie jetzt nach Bauplätzen, um weitere Häuser zu errichten, ergänzt Mechtold. Die Geschäftsführer fanden einen unweit des Werksgeländes. Ein paar hundert Meter den Hang hinauf entsteht gegenüber dem ehemaligen Benediktinerkloster in Mönchröden oder besser die Nummer zwei. Ein Elektriker der Firma deckt eine Deckenleuchte in der Küche ab, als Farahmand an ihm vorbei ins Haus geht. Eigentlich, sagt er, sind es zwei Häuser in einem. Er nennt es das „Baukastenprinzip“. Er geht zu einem bodentiefen Fenster, blickt über die halbfertige Terrasse ins Mönchrödental und auf ein flaches Grundstück bis zum Hang. Möglich, weil man keine Erde ausheben musste, um das Haus auf dem Hanggrundstück aufzustellen, sagt Mechtold. Es steht auf Eisenpfählen. In den Boden eingetrieben, tragen sie das Gebäude. Es wiegt laut Mechtold nur ein Fünftel eines herkömmlichen Hauses, und die Wände sind ein Drittel so dick wie üblich. Kein Zufall.

Innenarchitekt Mechtold sagte, er habe zwei Jahrzehnte mit Schaumstoffen gearbeitet. Er lernte die Vor- und Nachteile des Materials im Innenausbau kennen. Die Entscheidung: „Man kann damit nicht nur Innenräume erweitern“, resümiert der 54-Jährige. Nun baut er den Stoff in ein sogenanntes Holzskelett ein. Zuvor haben Experten einer Materialprüfanstalt dies gemessen und geprüft und der Idee ein Zertifikat verliehen, so Mechtold.

Es muss 2017 gewesen sein, sagt Farahmand, denn eine andere Entscheidung sei getroffen worden: Größer denken als Garage. Im ehemaligen Baumarkt bauten sie eine Produktionshalle. „Dann mussten wir investieren“, sagt der 40-Jährige. Dann gab es eine Pandemie. Seit Sommer letzten Jahres stellen sie Leichtbauhäuser her. Inzwischen habe sogar ein Interessent aus einem arabischen Land nachgefragt, sagt Mechtold. „Das kleine Rödental in der großen Welt“, ergänzt Farahmand. Er könne sich eine ganze Siedlung aus Leichtbauhäusern vorstellen. Obwohl das erste Wort des englischen Firmennamens als Leerzeichen übersetzt wird, könnte das Gebiet ganz in der Nähe entstehen. Vorausgesetzt, es ist Baustelle, sagt Mechtold, während er mit einem Fingerdruck die Tür eines Hängeschranks aufhebt. Geräumig.