Elfbar, glimp und Co: Der Hype um Einweg-E-Zigaretten ist gefährlich

2022-09-03 00:47:01 By : Mr. Jack Wang

Im Kiosk liegen Elfbar und glimp gleich neben dem Kaugummi. Einweg-E-Zigaretten sind derzeit besonders bei Jugendlichen beliebt. Dabei sind sie in vielerlei Hinsicht gefährlich.

Sie sind pink, knallorange und babyblau und schmecken nach „Lemon Tart“ oder „Apple Peach“. Einweg-E-Zigaretten gibt es mittlerweile an fast jedem deutschen Kiosk. Bekannt sind sie unter den Markennamen Elfbar und glimp. Besonders bei jungen Menschen sind die Wegwerf-E-Zigaretten beliebt.

Der Anteil der elf- bis 17-jährigen, die sie mindestens hin und wieder rauchen, steigt rasant an. Seit dem vergangenen Jahr hat er sich weltweit von acht Prozent auf aktuell 52 Prozent mehr als versechsfacht. Das hat die amerikanische Gesundheitsorganisation „Action on Smoking and Health“ in ihrer YouGov-Jugendstudie vom Juli 2022 herausgefunden.

Wie die herkömmliche Zigarette enthält auch Elfbar und Co. Nikotin. Junge Menschen seien deshalb gefährdet, durch den Konsum nikotinsüchtig werden, sagt Reiner Hanewinkel. Der Psychologe forscht an der Universität Kiel zu Suchtfragen.

In den Liquids, die für den Rauch verantwortlich sind, seien weitere Schadstoffe enthalten. Weil die E-Zigarette erst seit etwa 15 Jahren auf dem Markt ist, könne man gesundheitlichen Folgen erst in der Zukunft ermessen. „Es gibt aber jetzt schon deutliche Hinweise darauf, dass E-Zigaretten das Herz-Kreislauf-System und die Lunge schädigen“, sagt Hanewinkel. 

Die Einweg-E-Zigarette hat Aromen, die ihr jeweils einen besonderen Geschmack verleihen. Die Elfbar gibt es beispielsweise in „Pink Lemonade“, „Strawberrrry Ice Cream“ oder „Blueberry“. Auch nach „Cola“ und „Peach Ice Tea“ schmeckt der Rauch. Die Geschmacksrichtungen erweckten den Eindruck, die Elfbar sei etwas Positives, warnt der Psychologe. Womöglich schätzen Jugendliche die Einweg-E-Zigarette gesünder ein als eine normale Zigarette. „Früchte essen ist eine gute Sache – jetzt rauche ich eben eine Mango“, beschreibt Hanewinkel den wahrscheinlichen Gedankengang. Auch die bunt-verspielte Verpackung verharmlose die Zigarette. „Die Anmutung des Frischen, Klaren, Sauberen.“

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„Wenn man zum ersten Mal eine Zigarette raucht, ist das normalerweise unangenehm und es kratzt im Hals“, beschreibt Hanewinkel. Bei den Einweg-E-Zigaretten ist das anders: sie schmecken süß und kühlen den Hals. Folglich sei die Gefahr, keine Hemmungen zu haben, größer. „Je tiefer man inhaliert, desto leichter kann man das Nikotin aufnehmen und wird schneller abhängig“, sagt der Psychologe. Bei Jugendlichen sei deshalb die E-Zigarette (ob Einweg oder nicht) eine Einstiegsdroge zu richtigen Zigaretten. „Jugendliche, die eine E-Zigarette probiert haben, aber nicht rauchen, haben ein dreifach erhöhtes Risikos, später umzusteigen“, sagt er.

DIe Mentholzigarette ist in Deutschland verboten. Der Grund sei, dass Minderjährige durch den minzigen Geschmack an das Rauchen herangeführt werden. Aromen in Elfbar und glimp haben laut Hanewinkel denselben Effekt. Der Verein Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, bei der er Mitglied ist, fordere deshalb ein Verbot der Aromen. Solange Rauchen an sich noch erlaubt ist, sei das die einzige Möglichkeit, die Einweg-E-Zigarette vom Markt zu drängen.

Einige Raucher:innen von Filterzigaretten versuchen, mit E-Zigaretten aufzuhören. „Für den Rauchausstieg sind E-Zigaretten wenig hilfreich.“ Die Folge sei stattdessen, dass 80 Prozent der Raucher:innen am Ende beides zusammen konsumiere. In diesem Fall erhöhe man deutlich das Risiko, gesundheitliche Schäden davon zu tragen. Ob die E-Zigarette weniger schädlich sei als die normale Zigarette, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

E-Zigaretten sind schon länger auf dem Markt als Einweg-E-Zigaretten. In Berliner Kiosks oder Spätis tauchten die ersten Einweg-E-Zigaretten erst in den vergangenen Monaten vermehrt auf. Die Einwegversion ist deutlich kleiner, handlicher und unverbindlicher. Um eine wiederverwertbare E-Zigarette zu erhalten, müssen Verbraucher:innen diese in dafür zertifizierten Shops einkaufen. Die Einweg-E-Zigarette ist im Gegensatz dazu ganz einfach im Kiosk erhältlich. In Städten wie Berlin und Hamburg liegen Elfbar und glimp direkt an der Kassentheke aus.

„Alles das, was leicht verfügbar ist, wird natürlich auch von Jugendlichen ausprobiert“, sagt Hanewinkel. Man könne nur hoffen, dass sich Verkäufer:innen daran halten, E-Zigaretten nur an über 18-Jährige auszugeben. Unabhängig davon könnte der Bund darüber nachdenken, das Einstiegsalter zu erhöhen, so der Psychologe.

In Deutschland werben Elfbar und Co. mit digitalen Plakaten. Auf pinkem Hintergrund steht beispielsweise „Make it Elf. Enjoy Yourself.“ „Die poppige Aufmachung ist besonders problematisch, weil sie Jugendliche anspricht“, erklärt Hanewinkel. Aber nicht mehr lange: Außenwerbung für E-Zigaretten werde in Deutschland ab 2024 verboten. Die Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen fordert ein vergleichbares Verbot von Alkoholwerbung.

Elfbar und glimp sind ein Einwegprodukt. Schon nach mindestens 600 Zügen, also etwa die einer Zigarettenschachtel, müssen die Zigaretten entsorgt werden. Der Konsum produziert also Unmengen an Müll. „Mit Einwegprodukten schaden wir der Umwelt“, erklärt Rolf Buschmann gegenüber Buzzfeed News Deutschland. Er ist Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz. Elfbar und glimp funktionieren laut Buschmann mit einer Batterie, die recycelt werden muss. Bei Einweg-E-Zigaretten sei im Vergleich zu der normalen E-Zigarette die Batterie nicht zu ersetzen. Alles an der Einweg-E-Zigarette müsse demnach verschrottet werden.

Aufgrund der Batterie darf die Einweg-E-Zigarette nicht im normalen Müll entsorgt werden. Sie gehört in den gesonderten Elektroschrott-Müll.

Wie du Elfbar, glimp und Co. richtig entsorgst

Einweg-E-Zigaretten müssen in Elektroschrott-Tonnen entsorgt werden. Diesen solltest du nicht mit dem normalen Sondermüll verwechseln.

Elektroschrott kannst du in Recyclinghöfen entsorgen. Im Netz kannst du dich schnell informieren, wo sich der nächste in deinem Ort befindet.

Zusätzlich hast du die Möglichkeit, Einweg-E-Zigaretten bei den meisten Supermärkten zu entsorgen. Bei Penny, Aldi, Lidl, Rewe und Edeka findest du in der Nähe des Ausgangs dafür gesonderte Tonnen. Oder frag einfach an der Kasse nach. Auch bei Media Markt oder Saturn kannst du sie abgeben.

Achtung! Wenn du die E-Zigarette trotzdem in den Hausmüll wirfst, verhältst du dich nicht nur schlecht gegenüber der Umwelt. Du machst dich auch strafbar. Deine Vermieterin oder dein Vermieter könnte davon bemerken und dich anzeigen. Falsche Mülltrennung kann mit einem Bußgeld von bis zu 2.500 Euro geahndet werden. Hier kannst du nachlesen, wie hoch die Summe in deinem jeweiligen Bundesland ist.

Zigaretten einfach auf den Boden zu werfen, gehört zu den Dingen, die in unserer Gesellschaft viel zu normal geworden sind. Aus Unwissenheit oder Faulheit, werfen viele junge Raucher:innen ihre Elfbars nicht in die dafür gesonderte Tonne. Die Einweg-E-Zigaretten landen im Hausmüll, das heißt im Plastik- oder Restmüll. Wer unterwegs ist, wirft sie in die regulären Mülleimer – oder eben auf die Straße. „Das ist eine Umweltstraftat“, betont Rolf Buschmann. Er ist Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Eine E-Zigarette, die im Wald liegt, wird da über Jahrhunderte liegen und möglicherweise eine Gefährdung der Flora und Fauna darstellen“, sagt er. „Wenn wir sie nicht recyclen, verlieren wir wertvolle Rohstoffe und Ressourcen. Wir tragen dazu bei, den Klimawandel zu beschleunigen.“ 

Selbst wenn Elfbar und glimp auf richtigem Weg entsorgt werden, sei das für die Umwelt problematisch. An einer Einweg-E-Zigarette könne nicht alles recycelt werden. „Von Elektroschrott wird gerade mal 37 Prozent in die Stoffkreisläufe zurückgeführt“, sagt Buschmann. Die enthaltenen Kunststoffe würden wahrscheinlich nicht recycelt, sondern verbrannt. „Mit Einwegprodukten schaden wir der Umwelt.“

Die Firmen von Einweg-E-Zigaretten sind laut Buschmann dazu verpflichtet, auf den Produkten den Entsorgungsweg kenntlich zu machen. Auf der Verpackung der Elfbar befindet sich deshalb etwa ein kleines Zeichen einer Mülltonne, die durchgestrichen ist. „Das ist das offizielle Symbol für Elektroschrott“, sagt Buschmann. Wer sich nicht mit dem Zeichen auskennt, erfährt nichts über die Entsorgung. Buschmann glaubt, dass dagegen nur mehr Aufklärung helfen könne. „Es ist Aufgabe unseres Bildungssystems, Kindern und Jugendlichen frühzeitig die Fragen eines nachhaltigen Lebensstils beizubringen.“