München: Fotograf Heinz Gebhardt hat Stadt, Promis & Föhn im Fokus

2022-10-08 03:01:21 By : Mr. Peter Zhu

Er ging mit dem Polizeifunk ins Bett und lernte Kochen bei Witzigmann im „Tantris“ – Fotograf Heinz Gebhardt erinnert sich zu seinem 75. Geburtstag.

Sein erstes Selbstportrait hat er mit zwölf Jahren gemacht. Die Kamera lieh er sich von seiner Mutter. Aber der eigentliche Auslöser für die spätere Berufswahl des Fotografen Heinz Gebhardt, der am 27. September 75 Jahre alt wird, war sein Großvater. „Der war in Sarajewo und hat dort – nur für sich – Reportagen gemacht.“

Dann hatte seine Tante zudem noch ein Gschpusi, einen der Besitzer von Foto Schaja, und so ist alles entstanden. Heute haben wohl die meisten Münchner schon Fotos von Gebhardt gesehen, nicht zuletzt in Zeitungen.

Als Kind hat ihm seine Mutter zu Weihnachten einen Fotobaukasten geschenkt. „Damit konnte ich erst mal nix anfangen, weil wir keine Dunkelkammer hatten“, sagt der gebürtige Münchner.

Aber Not macht erfinderisch und so bastelte er sich eine aus einem Tisch mit einer Decke drauf. Die zweite war ein Kleiderschrank, das hat aber auch nicht funktioniert. Sehr „zur Freude“ seiner Mutter hat er dann die Fenster seines Kinderzimmers schwarz lackiert. Die aber war tolerant und hat ihm dann das Klo zur Verfügung gestellt.

Mit 17 besuchte Gebhardt die Fotoschule in der Schwabinger Clemensstraße. Seine Abschlussarbeit behandelte die Pariser Unruhen 1968, die er hautnah miterlebte und als vermeintlicher Molotow-Cocktail-Werfer festgenommen wurde.

Zurück in München erfuhr er von der Gründung einer neuen Münchner Tageszeitung, der „tz“. Der damalige Chefredakteur wollte ihn sofort als freien Mitarbeiter, weil Gebhardt nicht nur Termine wahrgenommen, sondern auch eigene Geschichten angeboten hat. Alles hat der Heinz aufgesogen. Ist mit dem Polizeifunk ins Bett gegangen, um als Erster vor Ort zu sein. Und so wurden auch andere Gazetten auf den Unermüdlichen aufmerksam.

Bekannt wurde er schließlich mit seinen poetischen Föhn- und Sonnenaufgangsbildern. Stunden-, oft tagelang harrte er aus, um das gewünschte Motiv zu erwischen.

Aber auch Promis hat er fotografiert. Gebhardt erinnert sich: „Die Bussi-Gesellschaft war nie mein Ding. Sie hat mich total kalt gelassen. Ich brauchte das zum Geld verdienen. Aber immerhin habe ich dadurch beim „Tantris“ Kochen gelernt, das war mir wichtiger. Vorn saßen die Promis und während die gespeist haben, bin ich in die Küche geschlichen und hab’ dem Witzigmann über die Schulter geschaut. Hinterher hab’ ich dann fotografiert.“

Auch sonst war der bald 75-Jährige immer vor Ort, wenn sich in der Stadt etwas getan hat – egal ob unter der Erde beim U-Bahn-Bau oder unter freiem Himmel beim Bau des Mittleren Rings oder der Olympia-Anlagen.

In Gebhardts Augen hat sich durch die Digitalisierung zur Jahrtausendwende die Art zu fotografieren stark verändert. „Damit kamen viele Kollegen nicht zurecht – da gibt es so viele tragische Geschichten.“

Auf die Frage, welches sein liebstes Motiv ist, antwortet er: „D’Leit. Die Münchner. Die ganz normalen Leute. Sie zu fotografieren, ist heute etwas schwieriger, weil die Persönlichkeitsrechte nicht mehr so einfach sind. Heute kannst du nicht jemanden in der Fußgängerzone so einfach fotografieren.“

Gebhardt erforschte als Erster in Deutschland die Geschichte der Fotografie. Heraus kam dabei die Ausstellung „Fotographie im Königreich Bayern von 1838 bis 1918“, mit dem 1978 das Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum eröffnet wurde.

Durch Zufall fand er 1980 den Nachlass von Franz Hanfstaengl, dem bedeutendsten Portraitfotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist heute im Besitz der Stadt München. Gebhardt hat mittlerweile sein gesamtes Werk digitalisiert. Das will er später dem Stadtarchiv vermachen.

Mit dem Hallo München-Newsletter täglich zum Feierabend über die wichtigsten Geschichten aus der Isar-Metropole informiert.