„Art Rebel“: Kunterbunter Kunstspaß für Kinder

2022-08-27 00:58:42 By : Ms. tina lang

Hauptsache kompliziert! Wenn es um Kunst geht, dann sind Fachbegriffe und Ismen nicht weit. Dabei lassen sich manche Dinge viel einfacher auf den Punkt bringen. Der sogenannte Automatismus zum Beispiel, eine Methode der Surrealisten, ist letztlich nur „ein sehr ernsthaftes Erwachsenenwort für Gekritzel“. Das zumindest behauptet die Katze Leo, die mit anarchistischem Geist durchs Museum streift und den Kunstjargon gegen den Strich bürstet. Leo will den Beweis erbringen, dass Kunst nicht kompliziert sein muss, sondern Spaß machen kann. Das, was Erwachsene über Kunst sagen und schreiben, so Leo, sei „einfach nur Quatsch!“.

„Art Rebel“ nennt sich das Kinderbuch des britischen Kunsthistorikers Ben Street, das nun in deutscher Übersetzung erschienen und eine kleine Sensation im Kunstbetrieb ist. Denn Leo will Kinder von sieben Jahren an überzeugen, dass es nicht schwer ist, einen Zugang zu Gattungen und Stilen zu bekommen, zu Abstraktion, Stillleben oder auch „Nacktkunst“. Ob es um Michelangelos „David“ geht oder Botticellis „Geburt der Venus“, ob er sich über Porträts oder zeitgenössische Kunst auslässt, im Grunde geht es bei diesem Streifzug durch die Kunst allein darum, hinzuschauen – statt sich von Begriffen und Ismen abschrecken zu lassen.

So erzählt etwa Leos Frauchen in einem Comic von einem Traum – und liefert die Vorlage für das Szenario eines surrealistischen Gemäldes. Leo bringt es auf seine Weise auf den Punkt: Die Surrealisten seien Erwachsene, die nie gelernt hätten, „wie man so richtig anständig und öde wird“. Im Kapitel über die Porträtmalerei erfährt man einiges über die Selbstdarstellung und Eitelkeit edler Herrschaften, die sich gern schöner und imposanter darstellen ließen, als sie waren.

So kann man in „Art Rebel“ nicht nur bedeutende Werke der Kunstgeschichte kennenlernen, sondern auch den Blick schulen und einen direkten Zugang zur Kunst bekommen. Schade nur, dass die schematisierten Computer-Illustrationen von Jay Daniel Wright etwas lieblos geraten sind, eine kreative Handschrift hätte besser zu diesem frischen und frechen Buch über Kunst gepasst.

Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, dessen rebellischer Geist auch Erwachsenen gefallen könnte, weil hier die Hürden zur Kunst leichtfüßig überwunden werden – sogar zur zeitgenössischen: Eines der aktuellen Werke ist eine Bank von Mona Hatoum. Auf ihr sollte man lieber nicht Platz nehmen, weil es eine überdimensionale Käsereibe ist, die einem ruckzuck den Hosenboden ruinieren würde.