Alles aus Holz: Vom Geschenk zur eigenen Werkstatt - Suhl/Zella-Mehlis - inSüdthüringen

2022-08-13 01:08:11 By : Ms. damita zhang

Eigentlich ist Christian Kohl Soldat bei der Bundeswehr. Das Grundstück seiner kleinen Familie oder seine Werkstatt vermitteln jedoch ein ganz anderes Bild. Hier ist jemand am Werk, der mit Holz bestens umgehen kann. Das ist die andere Seite des Benshäusers.

Mach doch mal – hatten die Kollegen gebeten, als einer von ihnen auf einen runden Geburtstag zusteuerte. Ein Geschenk sollte schon sein, ein besonderes, ein Holzstuhl aus zwei zusammensteckbaren Teilen. So einer, wie er auf Ritterfesten und längst auch in manchem Garten zu sehen ist. Christian Kohl machte sich ans Werk. Er brauchte gar nicht lange im Internet zu suchen, um zu wissen wie das gute Stück letztlich aussehen sollte und wie er die Umsetzung angehen wollte. Dass das Geschenk bei Christian Kohl in guten Händen sein würde, daran hatten die Kollegen keinen Zweifel. Brauchten sie auch nicht. Denn alles, was irgendwie aus Holz gefertigt werden kann, hat der Benshäuser auf dem Familiengrundstück selbst verwirklicht. Auch die Werkstatt, in der die Feinarbeiten erfolgen. Dahinter steht ein Pavillon für grobe Schleif- und Sägearbeiten, wo Staub und Späne fliegen. Auch der Zaun trägt die eigene Handschrift, ebenfalls eine schicke überdachte Veranda, ein Waldspielplatz und natürlich das Baumhaus, das sich Sohn Oscar wünschte und vor zwei Jahren fertig wurde. Bedingung war eine rote Treppe, eine Feuerwehr-Rutschstange und eine Klingel. Bekommen hat er ein Kinder-Paradies auf Stelzen mit direktem Zugang zum Waldspielplatz am Hang. Kein Wunder also, dass der Stuhl da fast ein Klacks für den 45-Jährigen war und seine Wirkung nicht verfehlte. Nicht nur das. Der Stuhl war es auch, der etwas in Gang setzte, ein zweites Standbein, namens Wooden Chair by ChK, das Christian Kohl vor einem Jahr als Gewerbe anmeldete.

Immer öfter hörte er auch von seiner Frau Stephanie die Sätze, die mit “Schatz, würdest du...“ anfingen. Sie, mit dem Sinn für das Dekorative und vielen Ideen, inspirierte wiederum ihren Mann, der inzwischen einen ganzen Katalog an Holzobjekten für drinnen und draußen, zum Schmuck oder Gebrauch fertigt. Und er weiß ganz genau, warum nicht die Männer mit den Stühlen seine Zielgruppe sind – auch wenn diese inzwischen zum Markennamen geworden sind – sondern die Frauen.

Als dann im vergangenen Herbst eine Bekannte fragte, ob sie sich einen Weihnachtsmarktstand teilen wollten, überlegte Christian Kohl nicht lange. Er liebt es, wenn in seiner Werkstatt unter seiner Hände Arbeit Hölzer eine neue Funktion bekommen. Wenn daraus – je nach Saison – Hasen, Eier, Eierbecher, Schmetterlinge, Herzen, Wein-Butler, Speck-, Puzzle-, Schnapsbretter oder Stelen werden. Auch einen Melder-Parkplatz für die Feuerwehr hat er gefertigt. Dass der Umgang mit Holz auch noch ungemein entspannt, ist willkommener Nebeneffekt.

Im Herbst begann die Produktion des Weihnachtssortimentes im Nebengewerbe, bei der auch Stefanie Kohl beim Schleifen half. „Das war eigentlich zu spät. Und weil bei der Arbeit auf Masse die Qualität zu kurz kommt, sind mir Bestellungen viel lieber, für die ich mir Zeit nehmen kann“, so die Erfahrung daraus. Zu guter Letzt fand der Markt gar nicht statt und wurde abgesagt. Was dafür aber extra in der Kohlschen Werkstatt entstanden ist, hat trotzdem reißend Absatz gefunden. Zum Großteil auf einer kleinen Alternativ-Veranstaltung und wiederum bei Geschenkesuchenden, die bis zum 23. Dezember noch an die Türe klopften und glücklich wieder gingen.

Völlig autodidaktisch setzt Christian Kohl seine Holzleidenschaft um. Wurde es anfangs einmal knifflig, wusste er, wer ihm im Ort Ratschläge geben konnte. Nach Wunsch bekommen die Holzobjekte Schriftzüge, Wappen, Namen, Sprüche, alles ganz individuell. Auch das hat er sich selbst beigebracht und im Laufe der vergangenen Monate seine Werkstatt mit entsprechendem Werkzeug aufgerüstet. Polygraphy nennt sich das Verfahren, das er mit verschiedenen Aufsätzen zum Einbrennen von Hand nutzt, ob für die Stele, die ein Weingut mit dem Logo darauf bestellt hat oder eine andere, an der die Namen aller Familienmitglieder in Herzform verewigt sind. Das ist eine Arbeit, der er am liebsten abends nachgeht, wenn Sohn Oscar schon im Bett verschwunden ist. Für größere Aufträge mit Logo nutzt er einen Brandstempel.

Die Zeit, die Christian Kohl investiert, kann er beim Preis der von Hand gefertigten Stücke gar nicht ansetzen. „Gut, dass das Freude und Nebengewerbe zugleich ist“, sagt er. Das Holz bezieht er von einem bekannten Sägewerk, gern auch Olive, Esche, Walnuss oder Zirbe. Manchmal hat er auch Glück und wird gefragt, ob er Holz braucht, wenn irgendwo ein Baum weichen muss.

Und weil er weiß, mit welch wertvollem Rohstoff er umgeht, achtet er penibel darauf, kaum Verschnitt anfallen zu lassen. Auch aus den kleinsten Stückchen zaubert Christian Kohl noch etwas. Gern experimentiert er, versucht an Teilen die Schwarte zu belassen, was bei Laubholz ganz gut funktioniert. Und natürlich entwickelten Kohls inzwischen einen anderen Blick, Ideen aufzuspüren. Was immer bisher in der Werkstatt im Stöpfertal entstanden ist, in einem schon ziemlichen dicken Katalog ist alles dokumentiert.