Bundeswehr bereitet sich auf Besuch der Ministerin vor

2022-07-15 20:17:09 By : Ms. Tracy Li

Das Barbarazimmer des Stabsgebäudes versprüht einen besonderen Charme. Unter einer handgeschnitzten Figur der Heiligen der Pioniere sitzen drei Offiziere an einem Besprechungstisch, der seine besten Zeiten hinter sich hat. Wenn Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag die Albkaserne besuchen wird, nimmt an diesem Tisch ihre Entourage Platz, während Lambrecht selbst mit Kommandeur Kevin Freudenberger in dessen Dienstzimmer sprechen wird. Eine Viertelstunde lang unter vier Augen. So sieht es das Protokoll vor.

Der Oberstleutnant führt die mit 690 Männer und 60 Frauen größte Einheit der Albkaserne. Sein Schreibtisch ist blitzblank aufgeräumt – die Ministerin könnte jederzeit unangemeldet vorbeikommen. „Ich schließe immer einen Vorgang ab und bearbeitete danach den nächsten“, sagt Freudenberger über seinen Arbeitsstil.

Was er der Ministerin sagen wird? Dass die Ausstattung stark zu verbessern ist? „Das weiß sie, das muss ich ihr nicht sagen.“ Freudenberger und seine Soldatinnen und Soldaten werden darauf hinweisen, dass sie bei der Ausbildung der Ukrainer an der Panzerhaubitze 2000 „ihren Beitrag leisten“, wie es der Kommandeur formuliert.

Heißt: Bevor die ersten sieben Haubitzen ins Kriegsgebiet geliefert wurden, bildeten unter anderem Soldaten des Bataillons 295 die ukrainischen Kameraden an der Artillerieschule in Idar-Oberstein aus. Da weitere Panzerhaubitzen aus den Beständen der Bundeswehr – auch aus Stetten – in die Ukraine gehen werden, wird die Mission Ausbildung fortgesetzt.

Die Panzerhaubitzen und die ebenso in Stetten stationierten Raketenwerfer Mars II werden der Ministerin nicht vorgeführt, weil sie erst kürzlich in Idar-Oberstein zu Besuch war. Die Kommandeure haben sich entscheiden, auf dem Truppenübungsplatz ein Feldlager nachzubauen, das von den Soldaten zu sichern ist. Es geht darum, Automatismen abzurufen. „Wenn ein Camp bedroht ist, müssen sich die Soldaten erinnern, was sie in Stetten gelernt haben.“

Zweites Übungsszenario: Die Ministerin wird Rekruten bei der Ausbildung am Gewehr G 36 beobachten. Etwa 150 Soldatinnen und Soldaten werden derzeit in Stetten ausgebildet. Das dienstälteste aktive Artilleriebataillon übernimmt diese Aufgabe für sich und andere Brigaden und Divisionen des Heeres. Die Kommandeure loben die kurzen Wege in der Albkaserne, die Nähe zur Schießanlage und dem Truppenübungsplatz. Einziges Manko aus ihrer Sicht: die mangelnde Erreichbarkeit des mit 3000 Soldaten größten Standorts der Bundeswehr in Baden-Württemberg. Um Rekruten die Anreise mit dem Zug zu ermöglichen, werden Shuttles eingesetzt, die zwischen der Kaserne und dem Bahnhof in Storzingen pendeln. „Es ist hier aber leider nicht wie in Ulm, wo alle fünf Minuten ein ICE durchfährt.“

Oberstleutnant Freudenberger zeigt auf seine schwarzen Stiefel während sein Stellvertreter Oberstleutnant Jörg Wehrhold braune Stiefel trägt. Nächsten Dienstag werden alle Soldaten schwarze Schuhe tragen, „das habe ich so befohlen“.

Das Bataillon will der obersten Chefin ein möglichst ehrliches Bild seiner Arbeit vorführen. „Wir stellen keine falschen Bilder“, heißt das in der Sprache des Kommandeurs. Die Übungen werden deshalb nicht mehrfach durchgespielt, bevor die Ministerin vorbeikommt und die Gebäude an der Route Lambrechts nicht extra herausgeputzt. „Wir haben immer einen guten Putzzustand“, sagt der stellvertretende Kommandeur, fügt aber hinzu, dass das Gelände vor dem Besuch in Ordnung gebracht wird. Die Unkrautjäter der Standortverwaltung haben ihre Arbeit an den Stellen, an denen der hohe Besuch vorbeikommt, vorgezogen.

In einem einstündigen Gespräch wird Lambrecht mit 50 Soldatinnen und Soldaten des Bataillons sprechen. Die Führungsriege achtet bei der Zusammenstellung der Teilnehmer, dass alle Dienstgrade und Bereiche der Einheit vertreten sind, die Inhalte des Gesprächs werden nicht vorbesprochen. „Die Soldatinnen und Soldaten sind frei, sich zu äußern.“

Der Kommandeur wird bei diesem Gespräch nicht dabei sein, wird aber gleichwohl am Dienstagmorgen die Route der Ministerin abgehen. Der weiße Plastikeimer, der im Stabsgebäude stehengeblieben ist, wird am Dienstag an dieser prominenten Stelle sicher nicht mehr zu finden sein.