Gaias Welt – Ein eklektisches Allerlei - Falstaff LIVING

2022-10-15 04:56:04 By : Mr. Eric Yang

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. So verschmelzen in dieser Mailänder Residenz von Gaia Trussardi diverse Stile und Vorlieben zu einer stimmigen Einheit – bezaubernd in Szene gesetzt von einer wahrhaft kreativen Seele.

04 . Oktober 2022 - By Alice Ida

Obwohl es erst Sonntagmorgen ist, klingt Gaia Trussardis Stimme bereits frisch und voller Leben. Sie erzählt, dass sie um 6.30 Uhr aufgestanden ist und nach dem Frühstück eine kleine Trainingseinheit eingeschoben hat. Nach unserem Interview macht sie sich daran, dass Mittagessen für ihre Familie zuzu­bereiten. Der Ideenreichtum liegt ihr im Blut, immerhin ist sie das drittälteste Kind von Modeschöpfer Nicola Trussardi und Maria Luisa Gavazzeni. Nachdem sie fünf Jahre lang als Kreativdirektorin im Familiengeschäft aktiv gewesen war, trat sie 2018 von diesem Posten zurück, um ihrem Herzen zu folgen. Dafür ließ sie sich von ihrer Studienzeit in London inspirieren, wo sie seinerzeit Anthropologie und Zoologie studiert und Indie-Rock auf ihrer Gitarre komponiert hatte. »Mein Interesse daran, Luxusgüter zu verkaufen, war erloschen«, erklärt Gaia. »Da ich begriff, dass dieses Geschäft im Widerspruch zu jenen Werten und grundlegenden Veränderungen stand, die für unser Überleben auf diesem Planeten Priorität genießen sollten, musste ich eine Kurskorrektur ­vornehmen.«

Um ihr Gewissen zu beruhigen, verfolgt sie nun vermehrt ihre Musik und macht als »Gogaia« gemeinsame Sache mit ein paar afrikanischen Musikern. »Ganz still und heimlich«, wie sie anmerkt, hat sie 2020 sogar ein eigenes Album veröffentlicht. Vielseitig, wie Gaia ist, hat sie sich zudem auf ein neues unternehmerisches Abenteuer eingelassen und im Juni 2022 mit dem befreundeten Koch Cesare Battisti in Mailand ein eigenes Restaurant namens »Marcel Boum« eröffnet. Ihr erklärtes Ziel besteht darin, einen kulinarischen Schmelztiegel fernab gängiger Stereotype zu schaffen, wo Kameruner, Ghanaer, Pakistaner und Italiener Seite an Seite arbeiten und gemeinsam an einem Strang ziehen. Umgesetzt mit viel geschäftlichem Know-how und multikulturellem Esprit. »Ich wollte ein Lokal kreieren, das unsere Zeit adäquat widerspiegelt. Afrika hat – so wie auch Italien – in den vergangenen 30 Jahren durch die Globalisierung eine Phase der kulturellen Neuorientierung erlebt«, so Gaia. »Mit dem Restaurant möchte ich diesen Denkansatz betonen. Abseits aller Klischees vom exotischen Fremden.«

Gastgeberin Nachdem Gaia Trussardi der Arbeit im Familienkonzern Adieu gesagt hat, sorgt sie nun als Musikerin und Restaurantbesitzerin für Furore.

Die dynamische Geschäftsfrau, die ihren Idealen treu bleibt, wohnt mit ihrem Mann, dem Schauspieler Adriano Giannini, zwei Kindern im Teenager-Alter und zwei Hunden in Mailand –liebäugelt aber mit einem Umzug in ländlichere Gefilde. »Adriano und ich haben ein Anwesen in den Hügeln der Toskana gekauft, das wir zurzeit renovieren. Solange die Kinder noch zur Schule gehen, verbringen wir nur die langen Wochenenden dort. Aber ich sehne mich nach einer Luftveränderung und einem Leben in der Natur.« Doch bis dahin muss jene kleine grüne Oase, die ihr derzeitiges Mailänder Domizil umgibt, als »Kompromisslösung« fungieren. Das frei stehende, zweistöckige Gebäude befindet sich in einer ehemaligen Industriegegend, die inzwischen wieder als Wohnraum erschlossen wurde. Das Erdgeschoß unterteilt sich in zwei separate Wohnzimmer. Eines davon ist mit einem offenen Kamin ausgestattet und bietet Einblick in den Essbereich, der wiederum an die Küche anschließt. Im ersten Stock liegen die Schlafgemächer der Familie. Eine Etage höher befindet sich Gaias heimeliges Studio

Ihr Zuhause zeichnet sich durch ein besonders eklektisches Flair und seine relaxte Atmosphäre aus, was wohl auch auf die Indie-Rock-Wurzeln der Besitzerin zurückzuführen ist. Gaias Einrichtung umfasst Stücke, die sie über die Jahre hinweg gesammelt hat oder die aus anderen Häusern und Wohnungen der Familie stammen. So erinnert sie sich etwa gern daran, wie sie den Lehnsessel von Gae Aulenti, der vor dem Kamin steht, in Begleitung ihrer Mutter in Camden Town erstand, als sie während ihres Studiums ihr Londoner Apartment einrichten musste. Ein Sofa von Poltrona Frau, original aus den 1970ern, hat nach einer Rundumerneuerung mit olivgrünem Samtbezug auch wieder Einkehr ins Wohnzimmer gehalten. Die beiden Teppiche, die Matteo Cibic für Jaipur Rugs designt hat, kaufte sie, weil sie auf diese Weise die Firma unterstützen wollte, die Fabriken schloss, um dort angestellten Frauen zu ermöglichen, von ihren Heimatgemeinden aus zu arbeiten, wodurch sie wiederum mehr zum jeweiligen sozialen Gefüge beitragen konnten.

Hausherrin Hier posiert Gaia vor einem stylishen Tresen aus Mikrozement. Die Gläser aus Kristallglas stammen aus dem Traditionshaus Baccarat.

Andere Möbelstücke stammen hingegen aus dem Familienunternehmen Trussardi und wurden von ihrem Vater höchstpersönlich entworfen. Dazu zählen der gläserne Esstisch und die Lederstühle sowie die schwarz ­lackierte Vitrine, die man in ihrem Studio bestaunen kann und die einst in einer der ersten Trussardi-Filialen stand, die Nicola Trussardi in den 1970ern eröffnete.

Ein paar der maßgefertigten Designstücke steuerte Gaias Freundin und Innenarchitektin Barbarella Marchesi bei: »Barbarella verfügt über ein ausgezeichnetes Verständnis für die Wünsche ihrer Kundschaft«, erklärt Gaia. »Sie besitzt ein einmaliges Einfühlungsvermögen und schafft Objekte, mit denen man sich gut identifizieren kann.« So zeichnet Barbarella Marchesi auch für das kunstvolle Bücherregal »Smooth« verantwortlich, das Elemente aus Eichenholz mit polierter Bronze kombiniert und von den spannenden Kontrasten zwischen geometrischen Formen und organischer Linienführung sowie warmen und kalten Materialien profitiert. Von ihr stammt auch das Ensemble in Gaias Studio, welches etwa das Arbeitspult »Cross« und die Kredenz »Candy« umfasst.

Treppenhaus Um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen, muss Gaia noch ein paar Stufen emporsteigen. Aufgelockert wird das Ambiente durch originelles Artwork.

»Mit meinen Freunden zusammenzuarbeiten, ist für mich nicht ganz einfach, aber sie glücklich machen zu können, bereitet mir eine große Freude«, verrät Barbarella. »Es ist natürlich ein Vorteil, dass ich mich oft genug in ihren Häusern aufhalte und sich diese für mich fast so anfühlen, als würde ich selbst dort wohnen.«

Barbarellas Vorschläge – eine »animalische« Tapete fürs Bad sowie eine bunte Auswahl an Designstücken wie eine Kommode von ­Wrongwoods und ein einzigartiger Teppich von Elio Palmisano – halfen Gaia dabei, ein Zuhause zu erschaffen, das ihr persönliches Gespür für Design und Ästhetik perfekt zum Ausdruck bringt. Doch auch wenn Gaias Vorliebe für ­Design offensichtlich ist, wird sie vielleicht noch von ihrer Kunstleidenschaft übertroffen. So umfasst ihre Sammlung eine beeindruckende Bandbreite an zeitgenössischen und modernen Künstlern wie Rob Pruitt, Alighiero Boetti, ­Giorgio de Chirico, Pietro Consagra und ­Ignazio Moncada. »Kunstwerke zu sammeln, ist für mich eine Investition in etwas, das auf ewig Bestand haben wird – in Dinge, in die man sich verliebt und die man niemals aufgeben wird«, schwärmt Gaia. Und wir wissen, dass Gaia ihre liebgewordenen Dinge nicht so schnell wieder loslässt. Man darf gespannt sein, was ihr ­weiteres Leben noch für sie bereithält.

Genuss – das ist zentrales Thema der Falstaff-Magazine. Nun stellen wir das perfekte Surrounding dafür in den Mittelpunkt. Das Ambiente beeinflusst unsere Sinneseindrücke – darum präsentiert Falstaff LIVING Wohnkultur und Immobilien für Genießer!

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