Karriereende: Dr. Shaq sagt Tschüss

Der letzte Auftritt seiner Karriere fiel ungewohnt still aus. Lächelnd, mit leiser Stimme und in ein schlichtes schwarzes T-Shirt gekleidet gab Shaquille "Shaq" O'Neal das Ende seiner grandiosen NBA-Karriere bekannt. Keine große Bühne, keine Show, sondern allein, am Schreibtisch sitzend und sich selbst filmend  , teilte der Superstar über den Kurzvideodienst Tout am Mittwoch mit: "Wir haben es getan. 19 Jahre, Baby. Ich möchte euch danken, deswegen sage ich es euch zuerst: Ich werde zurücktreten. Ich liebe euch, wir sprechen uns bald wieder."

Damit verliert die US-amerikanische Basketballliga NBA nach 19 Jahren, vier Meisterschaften und 28.596 Karrierepunkte nicht nur einen der besten Spieler der vergangenen Jahrzehnte, sondern zugleich den wohl größten Unterhaltungskünstler auf dem Parkett.

Bei jeder neuen Karrierestation gab sich der 2,16 Meter große und fast 150 Kilogramm schwere Center einen neuen Spitznamen. Sein wuchtiges Spiel unter den Körben wurde bald nur noch "Shaq-Attack" genannt, er selbst ließ sich als "The Diesel", "The Big Aristotle", "Shaq Fu" oder "The Big Baryshnikov" feiern. Besonders angetan war O'Neal von "Superman" - so wählte er den Namen des Superhelden nicht nur als Synonym, sondern ließ mit dem Emblem auch seinen Swimmingpool und die Ledersitze seiner Nobelkarossen ausstatten. Stolz räkelte "Shaq" sich in einer Folge der TV-Show "MTV Cribs" gar auf einem überdimensionalen Bett, das ebenfalls mit einem riesigen Superman-Logo verziert war. Zudem sorgte er immer wieder mit Tanzeinlagen und spontanen Witzen für gute Laune im Publikum.

Auch bei den Kollegen war der 39-Jährige mit seiner lockeren Art äußerst beliebt. "Was für eine großartige Karriere von 'Shaq Diesel'. Er ist der dominanteste Spieler, der je gespielt hat, und ein großartiger Mensch, mit dem man gern Zeit verbracht hat - das war Comedy nonstop", twitterte Miamis Superstar LeBron James. "Er ist ein Riese und er wird uns fehlen", sagte auch NBA-Commissioner David Stern.

1992 begann O'Neal bei Orlando Magic seine NBA-Karriere, in der er insgesamt für sechs verschiedene Teams spielte. "Mir wird der Wettkampf fehlen, die Jagd nach dem Titel, einfach alles", sagte der 15-malige All-Star, der die Los Angeles Lakers von 2000 bis 2002 zur Meisterschaft führte und jeweils zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt wurde.

Nach andauernden Streitigkeiten mit seinem Lakers-Co-Star Kobe Bryant wechselte O'Neal 2004 zu den Miami Heat und holte mit dem Team zwei Jahre später gegen die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki erneut den NBA-Titel. 1996 gewann er in Atlanta olympisches Gold mit dem US-Team. 2008 wechselte O'Neal für ein Jahr zu den Phoenix Suns, anschließend zu den Cleveland Cavaliers (2009-2010). Im vergangenen Sommer unterschrieb "Shaq" bei den Boston Celtics einen Zweijahresvertrag.

Aufgrund akuter Achillessehnen-Probleme brachte es O'Neal in Boston jedoch nur auf 37 Spiele. Die 90:98-Heimniederlage der Celtics im Playoff-Viertelfinale am 9. Mai gegen Miami war sein letzter Auftritt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte er sich 3:31 Minuten über das Parkett. Der Arzt hatte ihm abgeraten zu spielen, O'Neal entgegnete: "Wenn die Achillessehne reißt, dann reißt sie eben."

Los Angeles Lakers werden "Shaqs" Trikotnummer nicht mehr vergeben

Nach seinem Rücktritt sagte er: "Ich habe wirklich darüber nachgedacht, zurückzukommen. Aber die Achillessehne ist stark beschädigt, und die Rehabilitation hätte zu lange gedauert. Ich will niemanden enttäuschen oder falsche Hoffnungen wecken." Deswegen entschied sich O'Neal nun für diesen schweren Schritt: "Es geht einfach nicht mehr."

O'Neal war nicht nur auf dem Parkett populär, sondern auch außerhalb. Er hatte Erfolg als Rapper, spielte in Hollywood-Filmen mit und absolvierte erfolgreich die Prüfung zum Hilfssheriff. Zudem zieht er seit 15 Jahren als "Shaq-a-Claus" zu Weihnachten für die Wohltätigkeitsaktion "Toys for Tots" (Spielzeug für Kinder) durch die Städte. "Es war eine Freude mit ihm zusammen zu spielen, eine Lebenserfahrung. Er war wie mein großer Bruder von einer anderen Mutter", sagte Kevin Garnett, O'Neals Teamkollege bei Boston.

Kurz nachdem bekannt wurde, dass "Shaq" seine Karriere beendet, teilten die Los Angeles Lakers mit, dass sie die Trikotnummer 34 nicht mehr vergeben werden. O'Neals Jersey wird künftig unter der Hallendecke des Staples-Centers hängen - unter anderem neben denen der Lakers-Legenden Kareem Abdul-Jabbar und Earvin "Magic" Johnson.

Und auch nach seinem Rücktritt bleibt sich "Shaq" treu: In einer weiteren Videobotschaft rief er seine Fans auf, ihm einen neuen Spitznamen für seine Zeit als Basketballrentner zu geben. Zehntausende Beteiligten sich bereits an der Suche. "Macht weiter", forderte O'Neal seine Zuschauer auf, "ich bin den ganzen Tag hier und warte - ich bin in Rente."

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Der "Diesel" verabschiedet sich: Shaquille O'Neal beendet nach 19 Jahren in der NBA seine Karriere - mit ihm verliert die Liga eine ihrer schillernsten Persönlichkeiten.

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