Zehnerpack im Saisonfinale: Schwandt verpasst die Kanone - kicker

2022-07-01 20:38:33 By : Mr. Michael Liu

Die Torjägerkanone™ für alle

Zehn Tore in nur einem Spiel? Selbst für 76-Tore-Mann Leon Schwandt vom Elftligisten BVH Dorsten II ist ein solcher Arbeitsnachweis nicht alltäglich. Warum er trotz seines Zehnerpacks im Saisonfinale enttäuscht vom Feld ging und was ihn letztlich doch positiv stimmte, erklärte der Top-Torjäger im Gespräch mit dem kicker.

Erzielte im Saisonfinale einen Zehnerpack für den BVH Dorsten II: Leon Schwandt BVH Dorsten

Kreisliga C, ein Terrain, in dem spektakuläre Spielverläufe irgendwie zur Tagesordnung gehören. Spiele mit mehr als zehn Toren sind keine Seltenheit. Wenn aber einem einzigen Spieler in nur einer Partie zehn Treffer gelingen, ist das zweifelsohne ungewöhnlich, selbst für die unterste Liga Deutschlands.

Genau so ein Kunststück ist nun aber einem Angreifer aus Nordrhein-Westfalen gelungen. Leon Schwandt vom BVH Dorsten II führte seine Mannschaft Anfang Juni beim 13:1 gegen den SSV Rhade II mit stolzen zehn Treffern zum Sieg und stockte sein Torekonto damit auf 76 Saisontreffer auf.

Im Kampf um "die Torjägerkanone™ für alle" standen die Karten für Schwandt vor dem letzten Spieltag in der Kreisliga C alles andere als vorteilhaft. Elf Treffer fehlten dem Angreifer, um Sascha Ziesche von Stern Marienfelde, der die Liste zu diesem Zeitpunkt mit 76 Treffern anführte, noch zu überholen. Mit zehn Buden wäre Schwandt nur gleichgezogen, Ziesche hätte wegen der geringeren Anzahl an absolvierten Spiele aber die Nase vorne behalten. Elf Tore in einer Partie? In den Augen von Schwandt - der zudem auch noch mit einem Leistenbruch zu kämpfen hatte - "unmöglich". "Das schaffst du nie", redete er sich vor der Partie ein.

Doch dass der niederklassige Fußball seine eigenen Gesetze schreibt, sollte der letzte Spieltag zeigen. Gegen den SSV Rhade II stand es nach gerade einmal sieben Minuten nämlich schon 3:0 für Dorsten - alle drei Treffer gingen natürlich auf das Konto des 1,90 Meter großen Sturmtanks. "Nach dem 3:0 habe ich angefangen, die Bälle aus dem Tor zu holen. Nach dem vierten Treffer habe ich mich beim Schiedsrichter nach der Zeit erkundigt", lässt Schwandt die Partie Revue passieren.

Nach Abpfiff war ich erst einmal enttäuscht. Der Gewinn der Kanone wäre der größte Erfolg in meiner Karriere gewesen.

Als er vor der Pause dann auch noch Treffer fünf und sechs nachlegte, lag die Kanone wieder in greifbarer Nähe. "Im Kopf fing ich schon an mir auszurechnen, in welchen Zeitabständen ich Tore erzielen müsste, um am Ende doch die Kanone zu holen. Ich war mir sicher, dass ich es schaffen würde."

Ein verschossener Elfmeter und ein Pfostentreffer brachten nach dem Seitenwechsel zunächst aber etwas Sand ins Getriebe der Tormaschine. Erst ab Minute 71 lief Schwandt wieder auf Hochtouren und konnte bis zum Abpfiff weitere vier Treffer nachlegen. Der heißersehnte elfte Treffer und der damit verbundene Gewinn der Torjägerkanone blieb aber aus. "Nach Abpfiff war ich erst einmal enttäuscht. Ich ging völlig erschöpft zu Boden. Der Gewinn der Kanone wäre der größte Erfolg in meiner Karriere gewesen", gibt Schwandt preis.

Auch einen Platz in seinem Elternhaus hätte sich der 20-Jährige bereits für die Kanone vorstellen können. "In unserem Keller haben wir ein kleines Kino. Dort hätte ich die Kanone in eine Vitrine gestellt", erklärt Schwandt, der sich nun aber eine andere Trophäe für seine Vitrine suchen muss.

Einen Grund zum Feiern gab es an diesem Tag aber doch noch für Schwandt und seine Teamkollegen. Auch wenn er an diesem Tag "nur" zehn Treffer beisteuerte, reichte dem BVH Dorsten II dies zur Meisterschaft und dem Aufstieg in die Kreisliga B. "Ich bin noch nie aufgestiegen. Von daher war das natürlich ein tolles Gefühl, woraufhin ich mir auch schön einen reingebechert habe", witzelt Schwandt mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Groß, agil und abschlussstark: Leon Schwandt BVH Dorsten

Mit der Meisterschaft endet das Kapitel bei der Reserve des BHV für Schwandt. "Ursprünglich bin ich nur wegen meiner Ausbildung in die zweite Mannschaft gegangen. Nachdem ich im Februar aber meine Abschlussprüfungen schreibe, werde ich zur ersten Mannschaft hochgezogen. Wohin es anschließend hingeht, weiß ich noch nicht", erklärt der künftige Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, der wohl auch einige Angebote aus der Landesliga auf dem Tisch liegen hatte. Höherklassige Erfahrung hat Schwandt ohnehin schon in seiner noch jungen Karriere sammeln können. In der Jugend kickte der 20-Jährige für den SV Schermbeck und gehörte auch zum Oberliga-Kader der Herrenmannschaft, blieb dort jedoch ohne Einsatz.

Weil Schwandt künftig in höheren Ligen auf Torejagd gehen möchte, ist er sich nicht sicher, ob er jemals wieder in den Genuss des Wetteiferns um "die Torjägerkanone™ für alle" kommen wird. Ausschließen möchte er es aber nicht und strotzt vor Selbstbewusstsein. "Einfacher wird es in höheren Ligen auf keinen Fall, aber ich stelle mich der Herausforderung."